Kamera: Nikon Z8 Objektiv: Nikon 24-120mm f4 Exifs: 38mm | 1/100s | f/10 | iso200
Bildbesprechung: Wenn der Himmel brennt…
Seit meinem Umzug zurück nach Bayern im Jahr 2021 sage ich meist: „Ich wohne direkt am Chiemsee“, wenn mich jemand nach meinem Wohnort fragt. Genauer gesagt: in Bernau. Der See und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber wir haben uns gefunden.
Schon in meiner Jugend war ich regelmäßig in der Region unterwegs, meist zu Berglauf-Wettbewerben. Die umliegenden Gipfel sind mir daher vertraut. 2014 war ich erstmals gezielt zum Fotografieren am Chiemsee, 2019 verbrachte ich mit meiner Familie einige Wochen Elternzeit dort. Und 2021 folgte dann der Umzug von Köln an das Bayerische Meer.
Im Gegensatz zu anderen bekannten Fotospots wie dem Hintersee, Eibsee oder Geroldsee gibt es am Chiemsee nicht den einen perfekten Aussichtspunkt. Der See ist zu groß und zu facettenreich – je nach Wetterlage und Jahreszeit wirken bestimmte Stege oder Uferabschnitte mal mehr, mal weniger eindrucksvoll. Diese Vielfalt erforderte eine gewisse Kennenlernphase. Inzwischen ist mein Portfolio an Chiemsee-Aufnahmen deutlich gewachsen – darunter auch einige spektakuläre Motive wie Nordlicht, Blitzspiegelungen oder Mammatus-Wolken.
Meistens bin ich abends unterwegs – oft nur für 30 Minuten, wenn sich eine besondere Lichtstimmung zum Sonnenuntergang andeutet. Viele dieser Bilder veröffentliche ich gar nicht. Diese kurzen Ausflüge dienen eher der Entspannung: bewusstes Schauen, Neues entdecken, die fast schon meditative Abendstimmung genießen.
Auch morgens zieht es mich immer wieder an den See – meist dann, wenn ich mich spontan zwischen mehreren Optionen entscheiden muss und der Chiemsee die naheliegendste Wahl ist. So war es auch an dem Morgen, an dem dieses Bild entstanden ist.
Der Himmel wirkte zunächst wenig vielversprechend. Zwar lag etwas Bodennebel über dem Wasser, doch in Richtung Osten blockierten dichte Wolkenschleier scheinbar das Morgenlicht. Bis kurz vor Sonnenaufgang tat sich kaum etwas. Also verwarf ich meinen ursprünglichen Plan und fuhr in der Nähe von Rimsting ans Ufer. Meistens versuche ich, zur Blauen Stunde schon vor Ort zu sein – diesmal wurde es knapp. Plötzlich veränderte scih die Farbdynamik des Himmels, und ich hatte nur mehr wenige Minuten bis Sonnenaufgang.
Ich überlegte mir rasch ein Bildkonzept: Die ruhige Wasseroberfläche sollte als Spiegelungselement in die Komposition eingebunden werden.
Neben dem späten Einsetzen der Lichtstimmung war es vor allem die Wolkendynamik, die mich faszinierte: Bodennebel lag über dem See, darüber eine Schicht hoher Wolken mit vereinzelten Lücken – und etwa 200 Meter über dem Wasser eine tiefe Stratusschicht. Die hohen Wolken und der Stratus bewegten sich in entgegengesetzte Richtungen – ein spannendes ganz und gar in goldenes Licht getauchtes Schauspiel.
Als Eyecatcher wählte ich ein kleines Bootshaus am Ende einer Baumreihe. Anders als viele Kolleginnen und Kollegen arbeite ich bei solchen Aufnahmen selten mit Graufiltern für Langzeitbelichtungen. Ich bevorzuge ruhige oder leicht gekräuselte Wasseroberflächen. In diesem Fall erinnerte mich die feine Wellenstruktur an eine goldene Folie.
Aufgenommen mit dem Nikkor Z 24-120mm f4 und der Nikon Z8 vom Gitzo Traveller Stativ. Gerade bei schnell wechselnden Bedingungen schätze ich die Versatilität dieses Objektivs.
Der Chiemsee überrascht mich immer wieder – gerade an jenen Tagen, an denen ich schon fast sicher bin, ohne ein besonderes Bild nach Hause zu fahren.
Bildbearbeitung: Kontraste & Farben angepasst, Boje weggestempelt
Hallo Kilian, ich mag deine Fotos sehr. Vor allem die Lichtstimmungen machen mich immer ganz neidisch.
Hinsichtlich der Bearbeitung bin mit Capture One eher ein Einzelgänger und muss bei Bearbeitungsbesprechungen mit Photoshop immer umdenken. Mach weiter so. Das hilft mir öfter meinen Hintern Hoch zu bekommen und nach schönen Motiven Ausschau zu halten oder zu Reisen.